Don Cherry: Old And New Dreams

Don Cherry Quartett credit Isio Saba ECM Records

Was als Tribut für Ornette Coleman gedacht war, wurde ein Klassiker des New Jazz. Jetzt wird „Old And New Dreams“ des gleichnamigen Quartetts um Don Cherry in der audiophilen Vinyl-Reissue-Serie “Luminessence” von ECM wiederveröffentlicht

von Sebastian Meißner

1976 war Ornette Coleman schon seit mehr als 20 Jahren als kontrovers diskutierter Innovator in der Jazz-Szene bekannt. Seit 1958 hatte der Saxofonist auf mehr als 40 Alben seinen „Harmolodics“ vertont und so ziemlich alle Akteure um sich herum blass und fad erscheinen lassen. Gerade eben erst erschienen „Dancing In Your Head“ sowie „Body Meta“ – zwei Alben, die sein Interesse freien Ausdrucksformen eindrücklich bestätigten. Seine Vision hat er immer auch von hungrigen und experimentierfreudigen Mitstreitern tragen lassen, die er entdeckte und förderte. Vier der bekanntesten von ihnen – Don Cherry (Trompete & Piano), Dewey Redman (Tenorsax & Musette), Charlie Haden (Bass) und Ed Blackwell (Schlagzeug) – trafen sich

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1976, um den Spirit ihres Mentors in eigenen Stücken aufleben zu lassen.

Das Don-Cherry-Quartett beweist seine eigene Klasse

Don Cherry Old And New Dreams Cover ECM Records

Zwischen 1976 und 1987 erschienen vier Alben. Das Debüt noch bei Black Saint, das zweite Album (1979) dann schon bei ECM Records. „Unser Spiel hat eine eigene Struktur”, sagte Charlie Haden 1982 der New York Times. “Anstatt einem regelmäßigen Akkordmuster zu folgen, verwenden wir die Melodien der Kompositionen als Leitfaden und schaffen jedes Mal neue Akkordstrukturen, wenn wir sie spielen. Deshalb ist es für uns so wichtig, wirklich anspruchsvolle Kompositionen zu spielen, sowohl die von Ornette als auch unsere eigenen.” Die vorliegende wegweisende Platte enthält wagemutige Versionen von Ornettes “Lonely Woman” und “Open Or Close”, aber auch Eigenkompositionen, mit denen das Quartett seine eigene Klasse unter Beweis stellte.

Ein majestätischer Auftritt

Vor allem Don Cherrys quirliges “Guinea” und Ed Blackwells sanftes “Togo” ragen wegen ihrer besonders hohen Intensität heraus. Beide sind stark von afrikanischer Musik geprägte Kompositionen und Paradebeispiele für die entfesselte Spiellust sowie die Ausdruckskraft des Kollektivs. In „Togo“ übernehmen zwischenzeitlich allein die Percussion die tragende Rolle. Cherrys und Redmans gedoppelte Hook kommt nur spärlich zum Einsatz, hat dann aber ihren majestätischen Auftritt. Am bekanntesten jedoch ist wohl Charlie Hadens impressionistischer “Song For The Whales”, der immer noch so frisch und unverbraucht klingt, als sei er erst gestern aufgenommen worden.

Aufgenommen wurden die Stücke im Talent Studio in Oslo unter der Leitung von Produzent Manfred Eicher; der Sound ist entsprechend brillant. Die Neuauflage im eleganten Gatefold-Cover ist auch optisch und haptisch ein Genuß.

„Old And New Dreams“ von Don Cherry erscheint am 23.06.2023. bei ECM Records (Beitragsbild von Isio Saba) .

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